Freitag, 8. Mai 2015

Die natürliche Schiefe unter dem Sattel erkennen

Emerito als rechtsholes Pferd, einhändig geführt. Durch die natürliche Schiefe tritt das rechte Hinterbein an der Spur vorbei. Die Körpermasse fällt nach links. Hier wären gerade richtende Hilfen notwendig! 


Die natürliche Schiefe des Pferdes macht sich täglich unter dem Sattel bemerkbar. Wo eine Lektion auf einer Hand spielerisch leicht gelingt, kann sie auf der anderen Hand durchaus Mühe bereiten. Wenn die Schiefe nur Muskulär bedingt ist, kann sie behoben und bei zuviel Eifer sogar umgedreht werden! Bei einem Pferd mit einer Skoliose, die auch von Geburt an so gewachsen sein kann, ist eine Korrektur natürlich nur bedingt möglich, da Knochen sich im Gegensatz zu Sehnen und Bändern schliesslich nicht formen lassen (es gibt zwar archäologische Funde die was anderes Beweisen, aber das ist hier jetzt nicht Thema). Dennoch kann selbst bei einem Pferd mit einer verwachsenen Schiefe durch sinnvolles Training einiges an Bewegungsmöglichkeit und damit auch Durchlässigkeit dazu gewonnen werden. Um das schiefe Pferd sinnvoll gymnastizieren zu können, muss jedoch zuerst erkannt werden, wie das Pferd schief ist. Eine Diagnose kann, wie ich im letzten Blog beschrieben habe, an der Longe, oder für den fortgeschrittenen Reiter auch unter dem Sattel erfolgen. Heute werde ich nun erläutern, wie sich die Schiefe unter dem Sattel anfühlt. Ich werde wie immer versuchen mich kurz zu fassen, schliesslich wollen wir ja alle reiten und uns nicht stundenlang mit Theorie abgeben müssen;) Wir gehen zu unserem Beispiel mit dem rechts hohlen Pferd zurück:

Ein rechtshohles Pferd (die rechte Muskelkette ist verkürzt) geht lieber auf der rechten Hand. Seine ganze Körpermasse fällt nach links, die Rechte wird entlastet. Der Reiter fühlt, egal auf welcher Hand er reitet, dass das Pferd sich auf den linken Zügel legt, und nicht an den rechten herantritt. Folglich galoppiert es rechts auch lieber an. Hier entsteht durch die verkürzte Muskulatur auf der rechten Körperseite des Pferdes der Eindruck, dass Pferd biege sich besser. Das erleichtert es dem Reiter innen zu sitzen. Er fühlt, dass der rechte Schenkel willig angenommen wird. Mit der Schulterkontrolle sieht es leider nicht so rosig aus. In den schnelleren Gangarten kann es durchaus passieren, dass das Pferd nach aussen drängelt, wenn nicht sogar über die linke Schulter ausbricht. Gerade bei Reitern, die dazu neigen, über den inneren Zügel zu lenken, oder gar sich hier fest zu ziehen kann sich dieses Problem fatal auswirken. In Tat und Wahrheit, geht das Pferd auf der rechten Hand mit der Schulter immer etwas weiter draussen (sprich auf einem größeren Zirkel) und mit der Hinterhand weiter drinnen (sprich auf einem kleineren Zirkel). Es könnte der Eindruck entstehen, der Reiter reite absichtlich Kruppeherein, auch Travers genannt. Auf der rechten Hand gelingen versammelte Lektionen ganz leicht, während Zulegen eher Probleme bereiten dürfte.

Foto by Derya
Schulung für das Auge: Ich reite meinen rechtshohlen Freiberger auf der linken Hand im Renvers. Dies fällt ihm besonders leicht, weil er sich rechts gerne hohl macht. Beim genauen betrachten sieht man jedoch, dass er zu doll nach rechts gestellt ist, und etwas über die linke Schulter ausbricht. 
Ich müsste in diesem Fall besser am linken Zügel führen, und rechts mehr nachgeben. 

















Auf der linken Hand wird's unbequem. Hier lässt sich das Pferd nicht gut biegen (weil, wir erinnern uns: die rechte Muskelkette verkürzt ist, das Pferd links rum aber rechts loslassen (sich dehnen) müsste. Dadurch dass die Körpermasse nach links fällt und das Pferd sich auf den linken Zügel legt, drängelt es nach innen. Das kann bei einem jungen Pferd in den schnellen Gangarten dazu führen, dass das Pferd beinahe umkippt oder auf rutschigem Boden gar den Boden unter den Füssen verliert, da die Hinterhand beim rechtshohlen Pferd durch die Schiefe, verstärkt von der Zentrifugalkraft nach aussen weg driftet. Das Pferd geht mit der Hinterhand immer einen größeren Kreis, wie mit der Vorhand. Den linken Schenkel scheint das Pferd gar nicht zu kennen. Aber jetzt bitte nicht noch mehr innen treiben. Das macht das Pferd höchstens Schenkellahm!

Wie die Schiefe durch Training positiv verändert werden kann, erkläre ich in den folgenden Blogs:) Bis dahin, bitte teilen, wenns gefällt liken und bei Bedarf auch Fragen in den Post unten rein schreiben!

PS: Reiten im Damensattel ist bei einem rechts hohlen Pferd durchaus sinnvoll und hat, aufgrund des dominierenden linken Schenkels (rechts ist ja nur die Gerte als Schenkelersatz) eine gerade richtende Wirkung;)
Foto by Hanne Bratholm

Montag, 27. April 2015

Die natürliche Schiefe erkennen

Die natürliche Schiefe des Pferdes macht Reitern spartenübergreifend zu schaffen. Egal ob Western-, Englisch- Freizeit- oder Barockreitern. Jeder kennt das Gefühl, dass sein Pferd auf die einen Seite "rittiger" ist, als auf der Anderen. Die Ursachen hierfür sind vielfältig (und haben nicht nur natürliche Ursachen, sondern sind auch vielfach auch antrainiert). 

Neuere Forschungen gehen davon aus, dass sie wie bei uns Menschen auch mit der Verknüpfung der beiden Gehirnhälften zusammenhängt. Fakt ist, dass ein schiefes Pferd von Oben betrachtet eine ein- oder gar zweifache Krümmung in der Wirbelsäule haben kann. Die Muskelketten, Sehnen und Bänder sind auf der einen Seite verkürzt. Die Schiefe kann so stark ausgeprägt sein, dass sie die Knochen betrifft, sprich auch auf dem Röntgenbild erkennbar ist. Je nach Ausprägung kann die Schiefe durch korrektes Training positiv beeinflusst werden. In diesem Blog werde ich erst einmal darauf eingehen, wie ihr die natürliche Schiefe bei eurem Pferd erkennen könnt:

 Dieses Pferd ist rechts Hohl. 



Es gibt jedoch auch Pferde, die eine zweifache Krümmung, sprich eine Skoliose in der Wirbelsäule haben. 




















Ich werde mich jetzt erstmal auf ein Pferd konzentrieren, das rechts hohl ist, weil dies am häufigsten vorkommt. 

Wie aber lässt sich dies erkennen? 

Ist das Pferd extrem schief, so kann dies sogar an der ungleich ausgebildeten Muskulatur und an den Hufen erkannt werden. Durch die Verschiebung des Nackenbandes nach rechts, fällt die Mähne auch eher nach rechts. Weil der Kopf nach rechts verschoben ist, wird das linke Vorderbein mehr belastet. Dadurch ist der linke Huf flacher, mit weiteren Trachten und der rechte Huf steiler, mit engeren Trachten. Der Brustkorb und der Bauch werden nach links gedrängt. Das rechte Hinterbein greift weiter vor, jedoch am Schwerpunkt vorbei. 

Hier ein Bild von meinem Freiberger in einer Piaffe, die nicht ganz gerade gerichtet ist. Das rechte Hinterbein tritt aus der Spur. 

Foto by Hanne Bratholm






Um die Schiefe des Pferdes in der Bewegung zu analysierenempfehle ich, das Pferd unaugsgebunden zu longieren. Unter dem Sattel wird die Schiefe nämlich zudem durch die Schiefe des Reiters beeinflusst, und kann durch die ungleiche Hilfegebung des Reiters eventuell sogar verfälscht werden. 

Ein rechts schiefes Pferd wird lieber rechts herum gehen. Dies macht sich insbesondere in den schnelleren Gangarten, namentlich im Galopp bemerkbar. Die Körpermasse des Pferdes fällt eher nach links, dies wird durch die Zentrifugalkraft und die Geschwindigkeit verstärkt, so dass das Pferd auf der rechten Hand den Zirkel vergrößern will. Weil das rechte Hinterbein eher trägt als schiebt, geht das Pferd auf der rechten Hand von sich aus in einem ruhigeren Takt. 

Auf der linken Hand tendiert ein rechtshohles Pferd im Gegenteil dazu nach Innen zu drängen, und neigt zum falschen Angaloppieren oder zum Kreuzgalopp. Aufgrund des nach hinten ausgestellten linken Hinterbeines, erzeugt es auf der Seite mehr Schub und tritt nicht unter den Schwerpunkt, Folge kann sein, dass es dadurch ins Laufen kommt. 

Wie sich ein schiefes Pferd unter dem Reiter erkennen und erfühlen lässt, werde ich im nächsten Blog abhandeln. 

Samstag, 25. April 2015

Diaz - 2. Woche

Am Mittwoch treffe ich einen total "gechillten" Diaz. Er fühlt sich von Beginn an wohl unter dem Sattel. Obwohl er teilweise noch kurzfristig zu eng abkippt, ist seine Anlehnung schon viel gleichmässiger und korrekter geworden. Er ist sogar so entspannt, dass ich zum Treiben komme, und ihn an dem Tag bewusst etwas über Tempi reite, um sein Hinterbein fleissiger zu machen. Bis auf einmal wenig Buckeln beim Angaloppieren ging er in vorbildlicher Manier. Zum Schluss lassen wir noch einmal die Zügel komplett aus der Hand kauen. Dabei behält er den Takt gleichmässig bei, dürfte aber mit der Nase noch etwas mehr vorkommen und sein Gleichgewicht besser auf allen 4 Füssen verteilen. Aber gut Ding will Weile haben, ein Pferd, welches gelernt hat hinter der Hand zu gehen, braucht einfach viel Zeit und Geduld.

Hier sehen wir einmal die verbesserte Anlehnung und das Zügel aus der Hand kauen lassen. 





Am  Freitag beschliessen wir, den "Youngster" draussen zu reiten. Schliesslich soll er sich auch daran gewöhnen, trotz interessanter Einflüsse von Außen mental beim Reiter zu bleiben. 

Wegen dem leichten Wind ist er etwas aufgedreht, und so beginnen wir am Boden mit Übergängen vom Schritt zum Halten. Da er nicht auf meine Körpersprache hört und drängelt, wenn ich ihn anhalte, lasse ich ihn jeweils in Ruhe ein zwei Schritte rückwärts treten. 

Bei der Handarbeit haben wir am Mittwoch bereits mit Konterschulterherein und Schulterherein begonnen. Wenn ich rechts von ihm ging, hat er sehr stark gedrängelt, weil er linkshohl ist. Ich wiederhole einen kleinen Ablauf auf beiden Händen, den ich auch gerne bei jedem Training so repetiere. Dies hat den Vorteil, dass das Pferd weiß, wie wir die Arbeit beginnen und dadurch Sicherheit gewinnt. Ausserdem kann ich vergleichen, wie er sich entwickelt, wenn ich den gleichen Ablauf an einem anderen Tag wiederhole. 

Unter dem Sattel ist er zuerst sehr spannig. Dies äussert sich bei ihm dadurch, dass er klemmt und kaum vorwärts gehen will. Gleichzeitig geht er auch über dem Zügel. In diesem Fall lasse ich ihn langsam gehen, weil ein dauertreibender Schenkel ihn einerseits abstumpft, und ihn auch zum explodieren bringen könnte. Ich fordere ihn im Gegenteil noch dazu auf, noch langsamer zu gehen, bringe ihn aber dazu, durchs Genick zu gehen. So kann er sich lösen und ich die Zügel aus der Hand kauen lassen. 

Relativ bald gehen wir zum Trab über, wo er sich zu Beginn wegen der Aufregung auch mehr Aufrollen will. Durch flottes Vorwärtsreiten bringe ich ihn meistens dazu, mit der Nase vor zu kommen. Zu eiliges Traben ist jedoch nicht förderlich, weil ich ihn damit auf die Vorhand und aus dem Gleichgewicht bringe. Die Korrektur von Pferden die zu eng gehen braucht Zeit und Geduld. 

Wo er am Mittwoch beim angaloppieren rechts beim ersten mal Buckeln will, galoppiert er am Freitag sofort flüssig an. Sein Galopp ist allerdings auf beiden Händen noch nicht durchgesprungen und neigt zum Vierschlag. Ausserdem geht er tendenziell eher über dem Zügel. Im Galopp verzichte ich bei den ersten Sprüngen erst mal auf eine Anlehnung, weil er ja aus Erfahrung Angst vor einer harten Hand hat und dadurch noch zu wenig "zieht". Ich streiche immer wieder mit einer oder beiden Händen über. Ich achte also zuerst auf den Takt, sprich, dass seine Hinterbeine fleissig nach vorne unter den Schwerpunkt bringen. Wenn er anfängt durch zu springen, kann ich vorsichtig damit Beginnen, ihn an den Zügel zu stellen. 


Foto by Bettina Knaupe
Da Bettina Knaupe so lieb war und Fotos geschossen hat, haben wir jetzt sogar scharfe Bilder;)












Damit Diaz durchlässiger wird und lernt den Schenkel anzunehmen, beginnen wir heute mit Schulterherein unter dem Sattel. Als Vorübung reite ich mit den Pferden gerne Konterschulterherein, weil die Bande hilft, das Pferd abzufangen und ich dadurch mit weniger verwahrenden Hilfen auskomme. 


Konterschulterherein als Vorübung zum Schulterherein



Foto by Bettina Knaupe


Das Schulterherein fällt ihm noch schwer. Da er durch die halben Paraden durchrennt und sich verbiegen will, reiten wir das nur im Zeitlupentempo. Aufgrund seiner Schiefe, fällt es ihm linke Hand viel schwerer, als rechte Hand. Die nächste Vorübung für Schulterherein wäre Schultervor, bei dem das Pferd mit dem inneren Hinterbein zwischen die beiden Vorderbeine schreitet. 


Halten im Schultervor


Foto by Bettina Knaupe



Schulterherein ist für jedes Pferd DIE Lektion um es durchlässiger zu machen und ihm zu helfen und sein Gleichgewicht unter dem Reiter wieder zu finden. Ich werde in den nächsten Tagen einen Blog zu diesem Thema beginnen, wo die Entwicklung von Schulterherein Schritt für Schritt erklärt wird. 

Dienstag, 21. April 2015

Die Korrekte Anlehnung finden

Heute gibt es ein Update über Diaz. Nadine hat ihn gestern im Roundpen kurz longiert, weil ich ihn noch mal an der Longe sehen wollte. Er war um es positiv zu formulieren sehr aufgeweckt. Wir haben daran gearbeitet, dass er sich auf Nadine konzentrieren muss, auch wenn Hormone grad auf Hochtouren fahren (kann bitte mal einer den Pferden bei der Kastration auch sagen, dass die Eier jetzt ab sind? Danke!). Zum Glück hat er das schnell akzeptiert. Um ihn nicht müde zu machen sind wir dann gleich in die Halle und haben kurz Handarbeit gemacht. Das Beine winkeln ging heute schon besser. Er schlägt zwar noch mit dem Schweif, schlägt aber nicht nach der Gerte. 


Hier ein kleiner Ausschnitt:



Beim Reiten war er etwas aufgeregt, weil er seine Freunde vermisst hat. Dennoch war er artig und hat mit gearbeietet. Wir haben ihn aber heute mit Kappzaum und Trense geritten. Damit hat er sich deutlich wohler gefühlt und keine Probleme mit der Zunge gehabt. Seine Anlehnung ist noch sehr unstet, dafür hat er aber den vorwärtstreibenden Schenkel ganz willig angenommen und gar nicht geklemmt. Ich habe euch hier ein paar Bildausschnitte mit den Unterschiedlichen Anlehnungsfehlern die er noch macht. Ich setze diese Bewusst hier rein, damit gesehen werden kann, dass Pferde sich auch von sich aus einrollen (selbst wenn man nicht aktiv mit der Hand riegelt). Natürlich muss sich dies nach einer gewissen Zeit unbedingt abstellen (sonst läuft etwas falsch). Aber Reiten findet in der Bewegung statt, und junge Pferde können auch aufgrund von Gleichgewichtsproblemen zu eng gehen. Bei ihm will ich das wie schon erwähnt nicht mit vorwärts treiben alleine lösen, weil er sonst zu eilig wird. Der Takt, den er anbietet ist sowieso, noch etwas zu eilig. 

Hinter dem Zügel, Zu Eng

Lösung bei Diaz: Beide Schenkel weich schliessen, ev. weiche Gerte an Schulter, Hände leicht vorschieben



Wenn er den Takt halten kann, auch Zügel aus der Hand kauen lassen







Über dem Zügel, Rücken nicht aufgewölbt. 

Lösung bei Diaz: Mit dem inneren Schenkel treiben um das hinterbein zu aktivieren, weiche Stellung geben. Wenn das nicht hilft auf große Volte abwenden, Über Sitzdrehung, inneren Schenkel und inneren Zügel weich Stellung und Biegung geben. Dann wölbt er den Rücken von alleine wieder auf und nimmt damit auch die richtige Haltung an. 


Korrekter Trab mit leichter Bergauftendenz. Genügend langer Hals. Wichtig: So ein junges Pferd muss noch nicht aufgerichtet "am Zügel" gehen. Würde ich zuviel fordern, würde er sich nur wieder eng machen und blockieren. 




Um aufzuzeigen wie unsteht seine Anlehnung noch ist habe ich euch hier einen kleinen Videoausschnitt beigefügt. Das erste Ausbildungssziel unter dem Sattel wird sein, dass er einen etwas ruhigeren Takt findet und eine konstante Anlehnung. Das ist aber ein Prozess...


























Wir sind auch das erste mal galoppiert. Linke Hand ist er sofort artig angaloppiert. Rechte Hand das erste mal mit Hintern hoch. Das 2. mal in Aussenstellung ganz artig. Der Galopp ist noch etwas "Abenteuerlich", weil er noch sehr un-ausbalanciert auf der Vorhand galoppiert. Dennoch kann er ihm helfen, sich unter dem Reiter zu entspannen durch die Vor-wärtsbewegung. Ausserdem hat der Galopp einen sehr positiven Effekt für die  Dehnung der Rückenmuskulatur weil das Pferd bei jedem Sprung erneut die Bauchmuskeln einsetzen muss und den Rücken aufwölbt. 


Am Schluss der Stunde habe ich ihn noch mal dehnen lassen, und zwar mit der Nase bis in den Sand. Das ist wichtig, damit er sich einmal komplett entspannen kann unter dem Reiter. Ich lasse ihn jedoch nur kurz ein paar Tritte so traben, weil ich die Vorhand nichtüberbelasten möchte. Dennoch ist dieser Trab für ihn wichtig, weil ich so seinen Psoas Muskel dehnen kann...


Sonntag, 19. April 2015

Diaz - Ein Freiberger mit GO!

Der Freiberger Diaz ist am 16.02.2010 in der Schweiz geboren und kam mit 7 Monaten direkt vom Züchter nach Deutschland zu Nadine.




Diaz als Fohlen nach seiner Ankunft in Deutschland.




Im Sommer 2013 hat Nadine ihn anlongiert und ihn nach entsprechendem Muskel-aufbau 3 Monate in Beritt gegeben.











Der Beritt verlief problemlos, einzig mit dem Rechtsgalopp tat er sich noch etwas schwer. Nadine wurde auch selbst unterrichtet während dieser Zeit.  

Krankheitsbedingt konnte sie ihn den Sommer über nicht weiter reiten und lies ihn ab Herbst kurzfristig von einer Bereiterin reiten, die leider zuviel Druck machte. Weiterhin stellte sich im Nachhinein heraus, dass der Sattel nicht ganz passend war. So fing Diaz an, sich beim Reiten zu widersetzen. Unter anderem durch blockieren, eng werden im Hals, Kopfschlagen und Zungenrollen.

Nadine beschloss richtigerweise ihm eine "Denkpause" zu geben, damit sich sein Abwehrverhalten nicht festsetzte. Sie lies den Sattel anpassen, das Pferd Osteopathisch behandeln und arbeitete ihn vom Boden aus.

Wir beginnen an dieser Stelle einmal mit einer Exterieur-Beurteilung. Um Diaz besser kennen zu lernen:




Diaz mit 5 Jahren. Er wurde insgesamt bis dahin nur 5-6 Monate, mit Unterbrüchen zwischen den Einheiten, geritten. Ist also im Prinzip noch recht "Grün" hinter den Ohren ;-)
Er steht im Quadratformat und hat eine harmonisch geschwungene Oberlinie und eine gute (aber kurze!) Sattellage mit genügend ausgeprägtem Widerrist der weit genug in den Rücken hinein läuft. Die Lende ist sehr kurz, und auch ganz leicht angeschwollen. Sein Halsaufsatz ist hoch genug, verjüngt sich aber nur wenig. Der Unterhals dürfte etwas weniger ausgeprägt sein. Seine Beine sind korrekt, trocken und gerade. Der Schweifansatz ist normal hoch. Die Wickelung der Hinterhand lässt sich auf dem Bild nicht so gut erkennen. Ich würde Sie auch als "normal" bezeichnen. Seine Röhrbeine sind lang genug. Die Fesslung ist Kaltbluttypisch eher kurz und steil.

Zwischen dem Atlasflügel und dem Unterkiefers sind nicht die geforderten 2 Fingerbreit Abstand vorhanden. Die Ohrspeicheldrüse tritt deutlich hervor.
Er hat ein intelligentes und waches, aber etwas kleines Auge. Sein Ausdruck ist sehr aufgeweckt und aufmerksam. Die Nüstern sind groß und geweitet. Die Maulspalte ist kurz und auch etwas zusammen gekniffen. Die Unterhausmuskulatur ist etwas zu stark ausgeprägt.

 













Was jedoch bedeutet all das für ihn als Reitpferd?


Grundsätzlich ist das Exterieur eines Pferdes immer im Zusammenhang mit dem Interieur zu sehen. Schliesslich ist ein Pferd keine Maschine und kann nur so gut "Funktionieren", wie es willens ist, mitzuarbeiten. Weiterhin sind einzelne Exterieur Merkmale mit anderen in Verbindung zu setzen, denn sie beeinflussen sich natürlich gegenseitig. Die Muskulatur ist beeinflussbar. Der Knochenbau nicht.  Zudem sollten allfällige "Mängel" nicht als "Fehler", sondern als Punkte, die man im Training berücksichtigen muss, betrachtet werden!




Dennoch lassen sich einige Interessante Rückschlüsse aus der Exterieurbeurteilung ziehen, an diese das Training entsprechend angepasst werden sollte.



Dem kurzen Quadratpferd wird eine gute Versammlungsfähigkeit voraus gesagt (weil es über wenig Boden steht). Mit seinem genügend gewinkelten Hinterbein (was übrigens im Trab auch schon aktiv abfassen kann), gibt es hier auf den ersten Blick keine Einschränkungen. In der korrekten, Versammlung winkelt das Pferd die Hinterhand (Hankenbeugung), wodurch der Widerrist sich aus dem Hals heraus aufrichtet. Dadurch entsteht die relative Aufrichtung. Durch seine etwas stramme Niere kann jedoch die Aktivität der Hinterhand nur bedingt durch das ganze Pferd durchschwingen. Der Psoas Muskel, welcher als Beuger für das Hüftgelenk von erheblicher Bedeutung für die Versammlung ist, ist verkürzt. Das bedeutet, dass sich die Bewegung der Hinterhand nicht so gut über den Pferderücken hindurch fortpflanzen kann und das Pferd Schwierigkeiten hat, sich zu setzen. Der sich wenig verjüngende Hals, mit der ungenügenden Ganaschenfreiheit erschweren es ihm, sich bei zu zäumen. Das kurze Maul, kombiniert mit dem eher "lebendigen" Typ bringen ein unruhiges Maul mit, was nur schwer ein großes Gebiss, oder gar zwei (Thema für die spätere Ausbildung!) fassen kann. Die kurze Sattellage verlangt natürlich nach einem entsprechend kurzen Sattel. Das kurze Pferd lässt sich natürlich schwerer biegen, als ein längeres. In diesem Zusammenhang ist es auch schwieriger solch ein Pferd zum Schwingen, und damit zum Los lassen zu bringen (auch mental gesehen!).



Zusammenfassend kann man sagen, dass Diaz mit seinem lebendigen Temperament und seinem kurzen Format einiges an Talent für die Dressur mitbringt. Die kurze Sattellage, und die mangelnde Ganaschenfreiheit mit der kurzen Maulspalte verlangen nach einer sorgfältigen Auswahl von Sattel und Zaumzeug. Nur wenn im Training der Fokus auf der inneren und äusseren Losgelassenheit gelegt wird, kann die falsche Muskulatur umgeformt werden, und das doch etwas überschäumende Temperament des jungen Lausbuben in kultivierte Bahnen gelenkt werden.


Nadine, Diaz und ich haben uns jetzt schon 3 mal getroffen und zusammen gearbeitet. In der ersten Einheit haben wir uns erst mal am Boden kennen gelernt. An der Longe tritt er im Schritt etwas kurz. Im Trab bewegt er sich Taktmässig in der Dehnungshaltung. Es ist zu erkennen, dass er die Hüfte nicht auf beiden Händen gleich auf- und abbiegen kann. Im Galopp ist der Durchsprung, die Bergauftendenz der Fluss in der Bewegung noch etwas mangelhaft. Der Rechtsgalopp fällt ihm deutlich schwerer. An der Hand lässt er sich noch nicht gerne Beizäumen und er weis grad nicht so richtig wohin mit seiner Energie was sich in protzigem passabartigem Antraben äussert.




Was bedeutet das für das Training?


Wichtig ist, dass Diaz regelmässig bewegt wird, Reiten und gewichtsloses Arbeiten (Bodenarbeit, Longieren, Handarbeit), müssen sich abwechseln, um allfälligen Widersetzlichkeit durch Muskelkater vorzubeugen. Da sein momentaner Ausbildungsstand nicht dem entspricht, was er von seiner Energie her leisten könnte und wollte (Freiberger sind Frühreif und Arbeitspferde! Sie sind gezüchtet worden um im Militär über mehrere Stunden täglich schwere Arbeiten zu verrichten!), muss sein Training unbedingt abwechslungsreich und auch interessant sein. (Stumpfes "aus buckeln lassen" vor dem Training ist übrigens bei keinem Pferd hilfreich. Weil das Pferd dann lernt, dass Training "Toben" bedeutet, und es unter dem Sattel buckeln kann. Weiterhin baut sich dadurch die falsche Muskulatur nur noch mehr auf, was wiederum zu Widersetzlichkeit führt.). Ein kurzes. kultiviertes Longieren vor dem Reiten kann bei ihm jedoch unter Aspekt der Sicherheit sinnvoll sein. Da Nadine gut longieren kann, wird es Diaz helfen, im Rücken besser los zu lassen.




Ich habe Nadine gezeigt, wie sie Diaz an der Hand dazu bringen kann im Schritt den Hals fallen zu lassen. Wie Sie im stehen mit ihm Abkau-Übungen macht (wichtig um seinen Kiefer zum Los lassen zu bringen). Und vor allem wie sie ihn über Schritt-Trab-Übergänge dazu bringt, mit dem Hinterbein aktiv unterzutreten.



Bei unserem zweiten Treffen erkennen wir, dank Nadines fleissigem Üben bereits die ersten Erfolge. Diaz lässt sich sofort rund einstellen an der Hand und zeigt erfreulich flüssige Schritt-Trab Übergänge und darum einen deutlich besseren Schritt.



Beim ersten Reiten longiert ihn Nadine vor dem Training kurz in der Dehnungshaltung um meine Überlebens-Chancen zu steigern. Es gibt seinem Ausbildungsstand entsprechend leichte "Navigationsprobleme". Da er sich gerne eng machen möchte oder auch über dem Zügel geht und den Schenkel noch nicht annimmt, verzichte ich erstmal auf korrekte Bahnfiguren. Ansonsten würde es in einem "Hand orientierten" Reiten enden, was ihn noch mehr dazu bringen würde sich eng zu machen und eilig zu werden. Immer wenn er unaufmerksam wird, wende ich auf eine Volte ab und biege ihn über den inneren Schenkel und einen steten, eventuell seitwärts-weisenden, inneren Zügel. Sobald er sich entsprechend löst und dadurch dehnen will, öffne ich sofort die Finger und lasse die Zügel aus der Hand kauen. Da er im Trab eilig werden möchte, reiten wir zuerst nur Schritt Trab Übergänge. Nadine hat ihm beigebracht auf Ausatmen durch zu parieren und das klappt zum Glück prima. Nach ein paar Runden, die er brav, aber mit zu inaktivem Hinterbein absolviert, lasse ich Nadine noch kurz reiten und leite sie an.



Beim 3. Training longiert Nadine ihn vorher nicht, weil ich den Unterschied einmal sehen möchte. Entsprechend aufgebrezelt ist unser Jungspunt heute auch unterwegs. Ich löse ihn kurz an der Hand und lasse ihn Übertreten, und gebe ihm immer dann eine Pause, wenn er sich kurz selber trägt und nicht auf die Hand drückt. Wir trainieren die Beine an zu winkeln. Das macht er links sofort artig, rechts schlägt er mit dem Schweif und tut sich schwer. Beim Reiten muss ich zusehen, dass wir uns des Weges einig sind. Seinen Übermut macht er mit 2 x Kopfschlagen wett. Nach einer etwas abenteuerlichen Lösungsphase gelingt es zum Schluss ihn Taktrein zu traben in der Dehnungshaltung. Wenn er sich eng machen will, kitzel ich ihn mit der Gerte sanft an der Schulter um ihn dazu bringen, die Schulter anzuheben. Bringt das noch nicht den gewünschten Erfolg schliesse ich kurz beide Waden sanft gleichzeitig um sein Brustbein anzuheben. Ein simples Nachtreiben und Zügel aus der Hand kauen lassen würde in dem Fall nicht helfen, weil er dadurch heute nur eilig werden würde. Wir beenden das Training mit der Vor-Übung für das Kompliment.



Nadine und ich beschliessen, dass wir mit Diaz erst mal im Teil-Beritt arbeiten. Ich besuche die beiden 3-4 x die Woche und arbeite Diaz und erkläre Nadine, warum ich was wie trainiere. Nadine übernimmt die anderen Tage selbständig.

Montag, 1. Dezember 2014

PRE "Macareno" 2007 - will Rockstar werden!

Der PRE kam 2.5 Jährig aus Frankreich in den Norden zu seiner neuen Besitzerin Kathy. Sie hat ihn mit 3.5 Jahren an longiert. Dann mit 4.5 Jahren angeritten (da gibt es ein paar abenteuerliche Geschichten zu). Darauf folgte viel Kappzaumarbeit vom Boden aus und ein mal die Woche ritten sie im Gelände. Ab Mai diesen Jahres kam Kathy mit Macareno regelmässig zu mir in den Unterricht.

Wie man auf den Bildern sehen kann, hat dieses Pferd ein unglaublich liebes Auge und gleichzeitig den Schalk im Nacken. Sein Gangwerk jedoch, gleicht einem Porsche bei dem versehentlich die Motorensteuerung nicht mit eingebaut wurde. Er kann alles - wenn er will - wie ER will! Taktrein gerade aus gehen war seiner Meinung nach "Kinderkram", damit gibt sich ein stolzer Iberer eher ungern ab (was sollen denn seine Kumpel´s denken?).

Kathy und ich haben ihn erstmal in dem Galuben gelassen - dass er gleich in die Förderklasse für Hochbegabte kommt. Anders hätte Kathy die Anfangszeit nicht überlebt. Ist man länger als 5 Meter gerade aus geritten, hat er aus lauter Langeweile gleich ein Pferdefressendes Monster im Gebüsch entdeckt  - und dann ging´s ab. Darum ging es - obwohl er unglaublich linkshohl war und überhaupt nicht zur Hand hintreten wollte - von Anfang an in komplexere Themen. Kathy hat über Stellung und Biegung erreicht, dass er sich in der Tiefe entspanne kann. Wurde er mal klemmig, gings in halbe Tritte um ihn im Rücken zu lösen. Selbst wenn er bei all dem weder gerade noch schwungvoll ging. Er hat gelernt den Reiter zu akzeptieren und Spass an der Arbeit bekommen.

So kam er Ende Oktober gut vorbereitet zu mir in Beritt.


Über die Stellung/Biegung in die Tiefe - noch nicht korrekt zur Hand hin.


















Am ersten Berittag wollte Macareno seiner neuen Bereiterin gleich zeigen was er alles kann. Um das Engerie-bündel unter Kontrolle zu behalten, habe ich ständig das Thema gewechselt (bevor er ne eigene Idee entwickelt). So gelang es uns am Schluss der Einheit, ihn in die tiefe zu reiten - aber wie man sehen kann, noch nicht genügend zur Hand hin.

Fazit: Am Anfang, Buckelig/Klemmig. Ganz doll linkshohl. Schritt zackelig. Trab schon taktreiner, aber z.T. Pullen auf die Hand - weg rennen. Linksgalopp möglich aber voll auf der Vorhand. Rechtstalopp z.T. Kreuzgalopp.


Die erste Woche habe ich ihn abwechselnd vom Boden aus gearbeitet: Handarbeit: Beginn Übertreten, Beine anheben, Seitengänge. Hier ist er noch unsteht an der Hand. Longe: Gehorsam entwickeln = auf einen Schnalzer antraben, auf 2 angaloppieren (meine konsequente Art schockt ihn erst etwas;-)) Nur Jeden 2. Tag geritten um Muskelkater vorzubeugen. Auf grossen Linien bewegt (viel Trab, weil das "seine Gangart" ist). Nachdem er sich auf mich eingestellt hat und ich sehr zu seinem Ärgernis etwas genauer mit den Bahnfiguren werde (genaue Linien reiten ist wichtig zum gerade richten) - kommt am 4. Tag eine kleine Revolte. Er findet meine Reitweise definitiv zu Deutsch und dann kommt da noch die „schweizerische Pingeligkeit“ dazu. Ich bleibe ruhig aber stur und reite ihn weiter bis er sich damit abfindet. Die Vorhangwendung - die ihm den seitwärts treibenden Schenkel bei bringen soll gelingt von links nach rechts (weil er linkshohl ist). Wenn er jedoch dem rechten Schenkel weichen soll, blockiert er oder rennt rückwärts. Also üben wir das erst in Ruhe am Boden. Einige Schritte Schenkelweichen kommen dazu. Gelingen aber erst klemmig. Samstags lernt er mit Kathy im Unterricht bei Stefanie Hattermann das erste mal Stangenarbeit kennen und konzentriert sich vorbildlich. Das Resultat nach 1.5 Wochen ist sichtbar. Er geht ganze Bahn gerade aus (und findet keine Gespengster im Gebüsch) und kommt nicht mehr Hinter die Hand. Sein Schritt wird von Anfang an „schreitender“. Im Trab kann man langsam steuern. Der Galopp ist immer noch "abenteuerlich" weil er die Hinterhand nicht genübend einsetzt. Darum üben wir das weiter an der Longe.

Nach 2 Wochen kann er an der Longe „durch den Körper“ galoppieren und rockt vom Boden aus die Polka, dass ich aufpassen muss, dass er mir nicht meine Knochen zertrümmert. Er zeigt sich nach und nach entspannter und extrem arbeitsfreudig.

halbe Tritte - leider im Bild nicht ganz so ausdrucksvoll. 

Unter dem Sattel fängt er an korrekt über den Rücken zu gehen. Ich bringe ihn über Übergänge von der Piaffe in den Arbeitstrab zum „schwingen“ und wir haben alle ziemlich Gänsehaut angesichts seines Könnens. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass ich keineswegs jedes Pferd so schnell in die Piaffe holen könnte und wollte. Es ist jedoch so, dass iberische Pferde die Piaffe „in sich haben“ und sich darüber auch lösen was ihnen dann erst ermöglicht, locker vorwärts abwärts zu traben. Wird das gefühlvoll und schonend angewandt (die Tür nach vorne muss offen bleiben - kein einzwängen) - können Sie sich „über die Versammlung entspannen“. Anzumerken ist, dass im Barock nicht zwischen lösenden und versammelnden Übungen unterschieden wurde. Ich bin auch überhaupt nicht „pingelig“ bei den ersten Piaff- Ansätzen sondern versuche einfach mit ihm zu verwachsen und immer nur für ein paar Tritte drin zu bleiben, bevor es ihm zu anstrengend wird.

Schultervor zum gerade richten.

Durch die Handarbeit lernt Macareno weiterhin biegsamer zu werden. Jetzt gelingen wechsel vom Schulterherein ins Renvers und vom Konter-schulterherein ins Kurppeherein. Man erkennt jetzt eine gerundetere Oberlinie und dass er mit aktivem Hinterbein in Anlehnung schon etwas Berg auf trabt. Macareno fängt nun an den Seitwärtstreibenden Schenkel zu akzeptieren. Das klappt ansatzweise auch schon im Trab. Ich reite viele Tempiwechsel um seine Schwung-entwicklung weiter zu fördern.


 deutlich verbesserter "Antritt" - Mehr Schulterfreiheit. 


Durch die vielen Tempiwechsel gelingt auch schon ein leichtes zu legen in den Mitteltrab und beim abfangen daraus leichte Passage ansätze. Beides genießen wir noch mit Vorsicht, weil er auf keinen Fall auf die Hand kommen darf dabei - immer nur soviel zu legen, wie man auch ohne Kraftanstrengung wieder abfangen kann. Durch viele Vollen und Schlangenlinien auch mal in Konterstellung geritten - mitte ich seine Schulter ein, um sein Brustbein besser anheben zu können.















In der Tiefe entspannen zum Schluss der Trainignseinheit. Besser zur Hand hin - aktiver im Hinterbein.


Woche 3: Vom Rocker zum Elfenprinz

Diese Woche habe ich mich darauf fokussiert, an Macarenos Balance/Gleichgewicht zu arbeiten. Wenn man sich vorstellt, in der Brust des Pferdes befände sich eine Wasserwaage, so muss die Luftblase dieser Wasserwaage in die Mitte der Brust, damit das Pferd das Gewicht der Vorderbeine gleichmäßg ausbalanciert. Genauso hat das Pferd unter dem Reiterschwerpunkt eine Wasserblase. Diese muss möglichst in Richtung der Hinterbeine verschoben werden (Versammlung).

Letzteres erarbeite ich mittels der Handarbeit, weil die Gewichtslose Arbeit das junge Pferd bei den ersten Versammlungsansätzen schont.

Ich kann die Wirkung der Piaffe nicht besser erklären als Theodor Heinze 1837: „Pferden mit gebundenen Schultern und noch nicht gebogenen Hinteren Gliedmaßen, die sich jedoch schon im Gehorsam befinden müssen, ist der stolze Tritt zur Entbindung ersterer und zur Biegsammachung letzterer sehr vortheilhaft.“

Theodor Heinze warnte jedoch auch: “Jedem Nichtschulreiter, sei aber hiermit, diese Schule reiten zu wollen, abgerathen, denn nicht nur daß Pferde, die sich .B. gern anlegen, gern bäumen, überhaupt noch nicht völlig gehorsam sind, in dieser unrichtig ausgeführten Schule viele Veranlassung zur Ausübung ihrer Wiedersetzlichkeiten finden, so wird ihnen auch, wegen Mangels an künstlichen Gleichgewicht, nur „ein Trappeln“, ein niedriges Heben der Füße ohne Tempo, anstatt des taktvollen „stolzen Trittes“ beigebracht, wodurch oft sich weit überschätzende Reiter ihre Pferde ganz besonders Schultersteif und dadurch unsicher machen“

Die Handarbeit beginne ich immer mit Übertreten im Zeitlupentempo (wobei ich hier nicht auf eine Anlehnung bestehe), weil er sich dadurch löst (langsame und ruhige Bewegungen dehnen den Muskel, schnelle ziehen Ihn zusammen. Das erklärt auch, warum Macareno früher immer „gezackelt“ ist. Er war nicht losgelassen.) In den Seitengängen, die als Vorbereitung für die Piaffe dienlich sind, wird er immer steter und weicher in der Anlehnung. Anpiaffieren klappte die Woche schon deutlich mehr am Platz. Auch rechte Hand, wo er wegen der Schiefe vorher nicht am Platz piaffieren konnte oder blockiert hat (drängelte auf die rechte Schulter, hob sich heraus), gelangen zu meiner Freude und seinem Stolz auch schon einige Tritte. Ich achtete darauf, auch mal raus zu traben, damit er in freudiger Erwartung an das Vorwärts aktiv blieb im Hinterbein und nicht lernt mit der Kruppe hoch zu kommen und seitlich auszuweichen.

Die Geraderichtung kommt in der Skala der Ausbildung nicht ohne Grund relativ weit hinten. Ich merke immer wieder bei Berittpferden, dass, wird zu früh mit zu viel Zwang verlangt, dass die Pferde Hufschlagdeckend gehen, sie sich nur verspannen. Da er aber durch die vielen seitlichen Abbiegeübungen im Schritt beweglicher geworden ist, konnten wir nun einen Schritt weiter gehen und beginnen seine Schulter ein zu mitten.

Hierbei hilft das geschickte und genaue Reiten von Bahnfiguren mit Innen- und aber auch Konterstellung. Natürlich habe ich Macareno diese Lektionenabfolge vom Einfachen zum Schwierigen beigebracht (heimlich, versteht sich). Er kannte es bereits, im Schritt auf dem Zirkel auch mal in Konterstellung zu gehen. Schlangenlinien mit weichem Umstellen im Schritt und Trab waren ihm auch durch die vorhergehende Arbeit bereits geläufig. Nun begann ich damit, Schlangenlinien mit 3 Bögen durch die ganze Bahn zu reiten, jedoch alles in einer Stellung durch. Weil er seit dieser Woche immer häufiger taktreinen, raumgreifenden Schritt anbot, konnten wir mit innerer Budda-Haltung alles im Schritt durchschreiten. Begann ich z.B. auf der rechten Hand mit einer Volle, so habe ich die Rechtsstellung durch alle Bögen hindurch mit genommen. Als weiterer Schwierigkeitsgrad kamen Schlangenlinien, bei denen ich ihn immer in die neue Konterstellung nahm, dazu (war besonders bei Macareno hilfreich, weil er durch die Vorhanglastigkeit in Wendungen oft dazu neigt, mit dem äusseren Hinterfuss (oder auch der äusseren Schulter) nach aussen auszuweichen (Zentrifugalkraft lässt grüßen).

Macareno war durch die vielen Wendungen und Handwechsel etwas verwirrt aber bei mir. Das freut mich, er vergisst dadurch, wie schief er eigentlich ist und auf welcher Hand er lieber geht.
-Ich muss an dieser Stelle noch mal anmerken, dass ich keines falls empfehle, beim jungen Pferd zu früh mit Konterstellung zu beginnen. Ein Freak wie Macareno würde sich dabei in regelmässigen Abständen an einem neuen grünen Pferdefressenden Monster im Gebüsch fest gucken und nicht lernen, nach innen gerichtet sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Also erst innere Hilfen, um das Pferd in die Tiefe zu schicken. Dann nach und nach an die äusseren Hilfen ran, um das Pferd mehr gerade zu richten und später auch zu versammeln.

Der aufmerksame Leser erinnert sich daran, dass Macareno linkshohl ist. Was meint ihr, muss ich mit so einem Pferd nun mehr in Links-, oder Rechtsstellung reiten? Ideen gerne auf fb;)

In der Trabarbeit ritt ich die gleichen Figuren, sass ihn jedoch aus, weil Iberer sehr wenig Schwung haben, und ich ihn mit meinem leicht traben eher stören würde und so über meinen Rücken, Seinen zum Schwingen bringen kann und den Takt viel besser beeinflussen kann „das Kreuz (des Reiters) dirigiert“ (Zitat Egon von Neindorf).

Die Konterstellung entwickelt sich so gut, dass wir am Donnerstag zum ersten mal ernsthaft an die Galopparbeit gehen. Steffie schaut mir dabei auf die Finger. Ich fühle mich dabei wie ein Stundreiter, weil Macareno die ersten male so dermaßen nach unten pullt und gegen die Wand laufen will - dass wir in Gefahr laufen, uns entweder mit dem Erdboden oder der Hallenbande zu vereinigen. Die Rossfechterei hat aus mir jedoch einen Adrenalin liebenden Menschen kreiert und so galoppieren wir fröhlich unsere Runden und ich streiche dabei immer wieder mit der inneren Hand über, um ihm die Stütze, die er am inneren Zügel sucht, nicht zu gewähren.

Nach ein paar runden gelingen uns die ersten Galopptouren in denen Macareno mit elfenhafter Leichtigkeit durch hie Halle schwebt. Wir sind zufrieden und schliesse den Tag mit Dehnungshaltung im Trabe ab.

Am Samstag macht Kathy mit Macareno wieder in der Cavaletti-Stunde mit. Er ist etwas aufgeregt bringt das mit Passage-Ansätzen zum Ausdruck Mich freut, dass er diese Lektion anbietet, annehmen werden wir sie jedoch noch nicht länger als für 2-3 Tritte, weil sie die Passage immer mit einem festgehaltenem Rücken einhergehen kann. Und er noch nicht genügend Kraft in den Banken hat, um sich mit gebeugtem Hinterbein vom Boden abzustossen.
Am Sonntag arbeite ich ihn erst spielerisch in der Polka und wir bekommen das erste Verbeugen bei dem er unten bleibt hin. Macareno bleibt einfach unten und schaut mich ganz verdutzt an „das war alles? Schätzelein: Hättest ja gleich sagen können! Nun schieb endlich die Karotte rüber!“.

Ich longiere ihn am Kappzaum und da er es noch nicht gut kennt, mit anderen Pferden in der Halle gearbeitet zu werden, lasse ich ihn erst nicht zu lang. (Jedes junge Pferd muss erst lernen, damit um zu gehen, dass in der Bahn nicht die gleichen Regeln wie in freier Wildbahn gelten! Die einen greifen an (Ranghoch), andere blockieren (Rangniedrig) wenn andere Pferde auf sie zu kommen, weil sie nicht wissen, dass die Rangordnung der Bahnordnung unter zu ordnen ist).

Weil er bei den Übergängen vom Trab zum Schritt noch zackelt (Untertreten ist anstrengend, weil er dazu in der Lende los lassen müsste), erarbeite ich das noch mal an der Hand. Anschliessend kann ich ihn an der Longe mit Schritt-Trab-Übergängen und fleissiger Galopparbeit bespaßen weiterhin fängt er immer mehr an, im Rücken zu schwingen. Ich freue mich, dass er nun auf der rechten Hand flüssig und schon gut gerade gerichtet durch galoppiert. Der Elfenprinz entwickelt sich!
Woche 4
Diese Woche steht ganz im Zeichen der Verbesserung des Galopps und damit auch seiner Versammlungsfähigkeit (Also der Balance).

Ich möchte dies Anhand von Theodor Heinzes Ausführung bildlich darstellen:






















Darum arbeite ich ihn zu Beginn an der Hand auch immer in halben Tritten. Macareno hat schnell gelernt, fast am Platz  zu traben (die meisten Leute glauben, die Piaffe würde fast ausschliesslich im Vorwärts entwickelt, viele Pferde tun sich darin allerdings schwer, weil sie durch das „vorwärts kriechen“ immer wieder auf die Vorhand kippen. Darum hat es sich bewährt, relativ rasch die Piaff-Ansätze möglichst kurz aber auch möglichst zum Platz zu entwickeln). Jetzt geht es mir jedoch darum, ihn mehr von der Vorhand weg zu bekommen (das wollte ich am zu Beginn gar nicht, um ihn nicht zu überfordern). Nun geht es aber darum aus dem Piaff-Ansatz eine richtige Piaffe aus zu formen. Da Macareno sowieso Meister im Hintern hoch ist (früher massiv eingerollt, Passage-Ansatz mit hoher Kruppe, Kopf zwischen die Beine beim angaloppieren), ist es bei ihm wichtig, recht bald das „Setzen“) zu üben.

So lasse ich ihn an der Hand angaloppieren (er ist etwas verwirrt aber pest brav los. Kein Problem. Er muss es noch nicht am Platz können.) Dadurch bekomme ich mehr Energie ins Pferd und die Idee vom Schulter anheben. Macareno versteht sofort und setzt wie immer wenn er verstanden hat, so spektakulär um wie´s nur irgendwo möglich ist (Showmen bleibt Showmen) und bietet an mit beiden Vorderbeinen gleichzeitig abzuheben. In der Fachsprache nennt man das Steigen (und damit Widersetzlichkeit). Ich lobe ihn dafür, da ich mich freue, dass er mein Bild vom „Schulter anheben“ so eifrig umsetzt. Das mit dem diagonalen Beinpaar klären wir beim nächsten Mitarbeiter-Gespräch.






Da er unterm Sattel Schwierigkeiten hat, taktrein vom Trab zum Schritt zu finden, nehme ich mir Stangen zur Hilfe. Der Held findet das sehr aufregend und ich lasse ihn erst lange über Schritt-Stangen gehen, bis er begreift, dass wir heute ausnahmsweise doch noch keine M-Sprünge aufgestellt haben und sich etwas entspannt. Ich lasse ihn wechselweise über die Schrittstangen schreiten (er dehnt sich brav zu den Stangen, ich würde mir aber wünschen, dass er dabei noch mehr mit der Nase vorkommt), dazwischen lasse ich ihn auf der anderen Zirkelseite übertreten.



Danach beginne ich mit Trabarbeit um die Stangen herum und pariere ihn kurz vor den Schrittstangen zum Schritt durch, so dass er sofort zu einem Taktreinen Schritt findet. Das ermöglicht mir, mit möglichst wenig Hilfegebung aus zu kommen (viel hilft bei Macareno nicht viel, sondern bringt ihn dazu wirr im Kopf zu werden). Der Galopp wird an diesem Tag zu einer Interessanten Unternehmung (Er ist immer noch aufgeregt, angesichts des vermeintlichen M-Parcours). Macareno ist so aufgedonnert, dass ich mir wünsche, 30 Kilo mehr auf die Waage zu bringen, weil es ordentlich Mühe bereitet, den auf Krawall gebürsteten Macho zu bändigen.


Um dem eigentlichen Wochenthema dem Galopp näher zu kommen beginne ich am Tag darauf viele Übergänge zu reiten. Ich wähle den Mittelzirkel, weil ich üben will, ohne Bande auszukommen. Damit ich besser Kontrolle über die äusseren Hilfen bekomme (wir erinnern uns, das Macareno gerne mit dem äusseren Hinterbein nach aussen ausweicht (Zentrifugalkraft)), lasse ich ihn bei V und P (also auf der Mittellinie der offenen Zirkelseite) jeweils ne Volte nach Aussen traben. An der Bande pariere ich über Schritt ins Halten und richte ihn daraus rückwärts. Er gehorcht schon brav, ich würde mir aber im Rückwärtsrichten allerdings wünschen, dass er mit dem Genick besser oben bleibt damit ich die Verbindungsbrücke zur Hinterhand nicht verliere. Durch die Übergänge und Kontrolle über die äusseren Hilfen können wir so schon ein paar mal gesittet angaloppieren.


Halten aus dem Trabe entwickelt über mehrere halbe Paraden vom Trab zum Schritt zum Halten. Schon fast geschlossen. Nase könnte noch mehr vor, Genick höher damit er mehr auf die Hanken kommt. 












Endlich schaffen wir es, das Kompliment mal Kathy vor zu führen. Das Pferd wird definitiv zu gut gefüttert, denn es bereitet mir ziemliche Mühe, Macareno für die genmanipulierte Bonzenriesenkarotte zu begeistern (Anmerkung vom Rockstar: die schwarze Katze wollte ihn von der Bande aus angreifen). Macareno schafft es natürlich zu meiner Schande, was von dem gigantischen Riesending ab zu beissen bevor ich ihn im Kompliment habe. Triumphierend kaut er ungefähr 5 Minuten auf dem Teil rum, bis wir schliesslich bei einem 2. Anlauf erfolgreich sind. 

Den Tag darauf widme ich mich der Verbesserung der Biegung und arbeite an den Seitengängen weiter. Damit ich wirklich Biegung im Schulterherein bekomme (und nicht Schenkelweichen wobei der äussere Hinterbein nach aussen vom Schwerpunkt weg tritt), lasse ich ihn immer aus Volten (die uns jetzt ohne Ausfallen der Hinterhand gelingen) ein paar Tritte an der Bande im Schulterherein traben und wende dann wieder in eine Volte ab. Das gelingt noch nicht so fein, wie ich es mir wünschen würde, aber gut Ding will Weile haben. Auf dem sieht man bereits ein aktives Hinterbein und angehobene Schulter. Die äussere Reiterhand ist zu hoch, daher kommt das leichte Verkanten.

In der Galopparbeit zeigt sich, dass mein Wochenplan aufgeht. Nachdem das Angaloppieren noch etwas mit Übermut in Richtung Erdboden gekennzeichnet ist, gelingt es mir durch die vielen Übergänge ihn im Galopp so von der Vorhand weg zu holen, dass ich zum Sitzen komme und er seinem Name als stolzer Iberer alle Ehre bereitet.

Ich lasse Kathy mit Macareno zum Abschluss die Polka an der Hand ausführen und wir achten darauf, dass er hinten gut mit geht. Er freut sich darüber, seiner Kathy zeigen zu können, was er gelernt hat und arbeitet eifrig mit.


Da die Berge rufen und ich am Wochenende in der Schweiz Isländern beibringe übern Rücken zu gehen, findet heute so eine Art Übergabe statt. Ich zeige Kathy (die zum Glück bereits Übung darin hat), die Handarbeit. Wir achten besonders darauf, dass er in den Vollen und im Schulterherein mit der Nase vorne bleibt (was angesichts seines inzwischen gewaltigen Schrittes ein ganz schönes Mitgehen von Kathy erfordert). Danach nutzen wir die Chance beide Anwesend zu sein, und arbeiten noch zu Zweit an der Piaffe (Kathy hat ihn an der Hand, ich treibe nach (was allerdings nicht wirklich notwendig ist, weil dieses Pferd so sensibel ist). Zu unserer Freude gelingt heute auch schon ein Schulteranhebend in der Piaffe ohne gleich in die Luft zu gehen. Macareno zeigt uns, dass man statt der langweiligen Polka auch gleich in den spanischen Schritt übergehen kann und spult ab (zu unserer Freude vergisst er dabei sein „Hintertheil“ nicht;) Ich bin gespannt, wie sich die Beiden am Wochenende entwickeln und mache mich erst mal vom Acker.